Camillo Award 2021

Herausragende Leistungen verdienen ein besonderes Ambiente. So wurde der zweite Camillo Award als Auszeichnung für außerordentlich verdiente Sanitäter*innen diesmal im Dachfoyer des Parlaments in der Hofburg verliehen. Unter dem Ehrenschutz von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka zeichnete der Bundesverband Rettungsdienst (BVRD.at) und seine Kooperationspartner haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen aus unterschiedlichsten Einsatzbereichen aus, die sich besonders für die qualitative Weiterentwicklung im Rettungsdienst engagieren.
In seinen einleitenden Worten dankte der Nationalratspräsident den Sanitäter*innen für ihren Einsatz und stellte den Abend auch in den Kontext des Jahres des Ehrenamts. Dabei geht es insgesamt darum, das Bewusstsein für Engagement und Menschen zu schaffen, die mehr als der Durchschnitt leisten und deren Tätigkeit für die Gesellschaft im besonderen Maß von Bedeutung ist. Das verleiht dem Camillo Award eine außerordentliche Relevanz.
Clemens Kaltenberger, Vizepräsident des BVRD.at und Initiator des Awards strich die Bedeutung des Rettungsdienstes heraus, indem er nicht nur die Schicksale der Patient*innen selbst, sondern auch ihrer Angehörigen einwarf und erläuterte, was es für die Sanitäter*innen und auch deren Angehörige bedeute, Tag und Nacht "am Puls der Gesellschaft" zu arbeiten. Mit dem Award soll vor allem für die Thematik der Qualität im Rettungswesen ein Bewusstsein geschaffen werden.
Auch Ulrich Schreiner, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung und selbst seit 1973 im Rettungsdienst und Gesundheitswesen tätig, betonte in seiner Keynote "Wege zum Rettungsdienst in die Zukunft" die Bedeutung von Dank, Anerkennung und Wertschätzung. Er illustrierte die Geschichte der Etablierung eines flächendeckenden Rettungsdienstes in Deutschland, verglich die dortige Lage mit der in Österreich und präsentierte zukunftsfähige Innovationen auf diesem Gebiet.
Vergeben wurde der Preis in 10 Kategorien, mit jeweils einem Haupt- und einem Anerkennungspreis. Über die Preisträger entschied die 17-köpfige Jury, die von je einem Entsandten der Kooperationspartner, Vertreter*innen anerkannter österreichischer Rettungsorganisationen und einem Mitglied des Vorstands des BVRD.at besetzt war. Zusätzlich wurde in diesem Jahr auch erstmals ein Preis für das Lebenswerkt verliehen. Der Präsident des BVRD.at, Erwin Feichtelbauer hielt die Laudatio auf den langjährigen Advokaten für die Weiterentwicklung im österreichischen Rettungsdienst, Christoph Redelsteiner. Das Publikum feierte ihn mit Standing Ovations. In seinen Dankesworten betonte Redelsteiner wie wichtig es ist, sich selbst und die Systeme ständig zu hinterfragen. Im Sinne einer patientengerechten, zeitgemäßen Versorgung, die Notfallmedizin und psychosoziale Aspekte umfasst, müsse man über bestehende Grenzen hinausdenken.
Die Verleihung der Camillo Awards eröffnete einmal mehr den Rahmen für einen bewegten und bewegenden Austausch über die vielfältigen Herausforderungen eines modernen, patientenorientierten Rettungswesens und brachte die Menschen zusammen, die in ihrem Wirkungsbereich als Sanitäter*innen wahrlich Großes bewegen.
Du möchtest die Gewinner näher kennenlernen und wissen, was ihnen wichtig ist? Hier sind die 19 Persönlichkeiten im Profil.
Fotogalerie BVRD.at
Fotocredits: © BVRD.at / Hannes Draxler
Die Gewinner*in
Rettungssanitäter
Den Camillo Award als Rettungssanitäter erhielt Christoph Grein vom Arbeitersamariterbund Ebreichsdorf in Niederösterreich. Besonderes Engagement zeigt er sowohl bei seinen mitreißenden Erste-Hilfe-Kursen als auch durch seine Social-Media-Aktivitäten, wo er beispielweise anlässlich des "World Restart a Heart Day", Schulungsvideos zu Wiederbelebungsmaßnahmen initiierte.
Sonderkategorie Krisenmanagement COVID-19
Die COVID-19-Pandemie stellte auch den präklinischen Bereich vor neuartige Problemlagen. Patrick Weiterberger und Christian Fürst von der Feldambulanz Hörsching haben sich einem von diesen angenommen und das innovative Patiententransportsystem "Mobile Quarantine Bag" am System C-130 Herkules implementiert. Damit ermöglichten sie es, hochinfektiöse Patient*innen über lange Strecken zu transportieren und im Bedarfsfall zu repatriieren.
Notfallsanitäter
Der Hauptpreis ging an Michael Eichlseder, der seit drei Jahren Vorsitzender des Medizinercorps Graz ist. Durch seine Initiative wurde ein ausgemustertes Einsatzfahrzeug zu einem vollwertigen, high fidelity Simulationstrainer umgebaut.
Den Anerkennungspreis erhielt Manuel Schaber vom Österreichischen Roten Kreuz Innsbruck für seine herausragende Arbeit in der Freiwilligenbetreuung und die Umsetzung des Ausbildungsformates "taktische Rettungsmedizin in besonderen Einsatzlagen".
Ausbildner
Armin Laiminger von der Rotkreuz-Akademie in Tirol führte beim Rettungsdienst das Risikomanagement sowie eine eintägige Pflichtschulung im Crew-Ressource-Management ein. Durch seine speziellen Aus- und Fortbildungsinitiativen konnten Zwischenfälle und Verletzungen im Rettungsdienst langfristig um 70% verringert werden.
Besonders verdient um die Verbesserung der Ausbildung machte sich auch Albert Prugger. Er war maßgeblich an der Erstellung der Richtlinien für die Alpinausbildung und Flugretterausbildung im Air Rescue College der ÖAMTC-Flugrettung sowie an der Ausbildung des Pistenrettungspersonals beteiligt.
Flugretter
In der Kategorie FlugretterInnen wurden heuer zwei Hauptpreise vergeben. Werner Lang engagiert sich ebenfalls seit Jahren in der Ausbildung von ÖAMTC-Flugrettern am Air Rescue College und entwickelte einen realistischen Cockpit-Trainer, mit dem Flugretter nach modernen Schulungsmethoden trainiert werden können.
Gernot Halbwirth hat als leitender Flugretter bei der Martin Flugrettung in Scharnstein und Bad Vöslau mit einem neuen Ausbildungskonzept die qualitative Weiterentwicklung tonangebend vorangetrieben. NotärztInnen und FlugretterInnen absolvieren hier im Team das medizinische Training.
Dienstführung
Hans-Peter Polzer, Leiter des Rettungsdienstes des Roten Kreuz Burgenland, initiierte die Stationierung eines Rettungs-Hubschraubers in Oberwart und begleitete die Rettungsleitstelle bei der Einführung eines zertifizierten Qualitätsmanagement-Systems. Unter seiner Führung wurde auch das erste First Responder System Österreichs implementiert.
Mit dem Anerkennungspreis wurde Anita Schnabel vom Bundesministerium für Inneres ausgezeichnet. Sie war federführend an der Umsetzung eines neuen Erste Hilfe Online Lernprogramms beteiligt und brachte sich bei der Entwicklung des Taktischen Sanitätskonzepts ein.
Disponenten
Der Hauptpreis in der Kategorie DisponentInnen wurde an Thomas Reinaltervergeben, der bei Notruf 144 als Qualitätsmanager tätig ist. Als einer der ersten Homeoffice Calltalker ließ er einem schwer verletzten Alpinpolizisten 400 Kilometer weit entfernt Rettung am Luft- und Bodenweg zukommen.
Den Anerkennungspreis erhielt Valentin Walch von der Rettungsleitstelle Linz-Mühlviertel für seine Funktion als wertvolles Bindeglied zwischen Rettungsmannschaften und Leitstelle.
Heeressanitäter
Georg Schallegger wurde als Mastermind hinter der Neuerung der Sanitätsgruppe mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Außerdem ist er maßgeblich an der Weiterentwicklung der Selbst- und Kameradenhilfe beteiligt und hat ein First Responder-System eingeführt.
Ebenfalls federführend an der Weiterentwicklung der Sanitätsgruppe für die Truppenteile des Kommando Streitkräfte ist Johannes Kouba beteiligt. Er bekam den Anerkennungspreis, für sein unermüdliches Engagement während der COVID-19-Krise.
Polizeisanitäter
Johannes Ohner ist Mitglied des WEGA Medic Teams und war maßgeblich an der Umsetzung des taktischen Sanitätskonzepts beteiligt, welches bei zahlreichen Einsätzen zur Anwendung kam. So konnte beispielsweise während der Suche nach einem aktiven Täter ein schwer verletztes Opfer hochprofessionell stabilisiert werden, noch bevor zivile Rettungskräfte die Einsatzstelle erreichen konnten.
Den Anerkennungspreis erhielt Peter Gunz, der den Aufbau der Sanitäte*iInnen im Salzburger Polizeidienst vorantrieb und für die persönliche Zuweisung eines individuellen Erste-Hilfe-Sets sorgte. Auf seine Initiative gehen die gemeinsamen Trainings von Heeres- und Polizeisanitäter*nnen in der sogenannten "Panzergrube" zurück.
Sonderpreis
Der Sonderpreis ging in diesem Jahr an Michael Gruber und Christoph Macho, die ein Field Supervisor System beim Samariterbund in Linz einführten. Erfahrene Notfallsanitäter*innen werden bei unklaren und besonders herausfordernden entsandt und stehen den Einsatzteams vor Ort unterstützend zur Seite.
Lebenswerk
Den heuer erstmalig verliehenen Preis für das Lebenswerk erhielt der aus Sonntaberg im Bezirk Amstetten stammende Christoph Redelsteiner. Er ist einer der Gründungsväter des Vorgängervereins des BVRD.at und hat damit die Möglichkeit von zertifizierten, international anerkannten Kursformaten nach Österreich geholt. Seine rettungsdienstliche Laufbahn begann er 1984 als Zivildiener beim Samariterbund St. Pölten, seine hochschulische Karriere mit dem Studium der sozialen Arbeit. Es folgten ein Paramedic Studium den USA, wo er als Flight Paramedic tätig war. Nach Europa zurückgekehrt, war er bis 1995 Rettungsassistent in Rottweil und anschließend bis 2009 beim Roten Kreuz Wien. Seit 2010 ist er Professor an der FH St. Pölten sowie Studiengangsleiter des Masterstudiums soziale Arbeit. Außerdem unterrichtet er seit 2003 an der Universität Krems im Studiengang Rettungsdienstmanagement. Christoph Redelsteiner treibt die Idee der präklinischen Weiterentwicklung und der Verbesserung der Ausbildung von Sanitäter*innen seit Jahren voran und ist nach wie vor im Rettungsdienst und als Notfallsanitäter in verschiedenen Organisationen aktiv. Er ist Lehrsanitäter, unterrichtet in Kursformaten des BVRD.at und ist auch als First Responder allzeit einsatzbereit.